jhermes
Also, liebe Waffenfreunde, nochmal zum drüber Nachdenken: Devianz oder abweichendes Verhalten hat es schon immer gegeben und wird es wohl immer wieder geben. Jedenfalls ist es uns noch nicht gelungen, dass gesellschaftliche Normen von wirklich allen Mitgliedern akzeptiert werden. Wir alle wissen, welch emotional wankelmütige Zustände wir in unserer Jugend durchleben durften, und es wird immer wieder jemanden geben, der noch mehr wankt. Mag sein, dass Konsolen/PC/Paintball-Spiele den Anteil der potentiell Durchknallenden in der Bevölkerung erhöhen oder nicht. Von alleine erschaffen können sie diesen Anteil nicht. Ein Durchgeknallter ohne Waffe ist ein Durchgeknallter, der nicht ganz so einfach exorbitant großen Schaden anrichten kann. Für einen Durchgeknallten mit Schusswaffe gilt das nicht. Amokläufe ohne Schusswaffen sind zwar möglich, aber es dürfte jedem klar sein, dass die Wirkung sehr viel weniger verheerend ausfallen wird. Verbot privaten Schusswaffenbesitzes = Einschränkung des Zugangs zu Schusswaffen = Reduzierung der Toten bei stattfindenden Amokläufen. Hat an dieser Folgerung noch irgendwer was auszusetzen?
Erbloggtes
Ey, die Mutter eines aggressiven Kindes hat dazu gesagt: “it’s easy to talk about guns. But it’s time to talk about mental illness”. Exzessive Gewalttaten lassen sich aber nicht einfach auf psychische Defekte zurückführen. Sie sind – ebenso wie die Schusswaffen in privater Hand – Relikte einer Kultur der Gewalt, die sich hierzulande im 20. Jahrhundert erst so richtig entfaltet hat. Diese Kultur der Gewalt darf man nicht ignorieren, sondern muss sie verstehen, wenn man Amokläufe erklären will. Amok zur menschlichen Konstante zu erklären und den Leuten nur die gefährlichsten Waffen vorenthalten zu wollen, das ist weit zu kurz gegriffen. Und zynisch obendrein.
jhermes
Ach komm, hör mir auf. “Wir müssen erstmal die Ursachen verstehen, bevor wir handeln können. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Waffen ist überhaupt kein Problem.” Die Leier hör ich mir jetzt schon seit Jahren an. Nehmt den Leuten die Mittel, danach kann man immer noch Ursachenforschung betreiben. Ey. *beim Reingehen Erbloggtes an den Hinterkopf ditsch*
“Nehmt den Leuten die Mittel, danach kann man immer noch Ursachenforschung betreiben.” Da stimme ich völlig zu. Der Zusammenhang zwischen Waffenbesitz und Toten durch Schusswaffen ist in den OECD-Ländern frappierend: http://mark.reid.name/iem/gun-deaths-vs-gun-ownership.html Mexiko ist ein Ausreißer, aber die haben auch einen internen Krieg – “Bürgerkrieg” will nicht ganz passen als Begriff.
Außerdem frage ich mich, was hindert einen daran, beides zu tun? Gleichzeitig die Waffen einzuschränken UND die Ursachen anzugehen? (Gut, abgesehen von konservativen Wählern und Politikern.) Eine Ursachenforschung ist sicherlich nötig, um differenziert und im Detail nähere Erkenntnisse zu erlangen. Viele Dinge sind meines Erachtens jetzt schon klar. Ich halte das “Sozialsystem” der USA für das Hauptproblem. Wenn einem Absturz die völlige Verarmung als Folge droht, erhöht das massiv den Druck auf die Menschen einer Gesellschaft. Zu dem Schluss kommt Elliot Leyton, der Mehrfachmorde untersucht hat. (Hier) Auch der TED-Talk, den ich schon hundert Mal auf Twitter verlinkt habe, unterstützt dies.
Auch muss die Stigmatisierung von psychischen Krankheiten reduziert werden, sowie die Versorgung derselben ausgebaut werden.
Und ganz ehrlich, ist ein Waffenverbot nicht wesentlich leichter durchzusetzen als die Maßnahmen, die die Ursachen angehen?
Irgendwie hat Twitter das Gespräch belauscht und mit anderen Mitspielen durchexerziert. Twitter-Appendix